Liebe Leser,
In unserer aktuellen Ausgabe erfahren Sie, wie Piero Cipollone die Zukunft der digitalen Kapitalmärkte skizziert und welche Rolle Zentralbankgeld dabei spielen könnte. Entdecken Sie die neuesten Fortschritte bei SWIFT, die ab 2025 digitale Währungen integrieren wollen, sowie die beeindruckende Blockchain-Anleiheemission von Siemens. Außerdem: Das Ende der FTX-Saga und ein innovativer Ansatz zur Erweiterung von Smart Contracts mit SQL. Tauchen Sie ein in diese spannenden Entwicklungen der Finanzwelt!
Piero Cipollone: Towards a digital capital markets union
In seiner Keynote-Rede während des Bundesbank-Symposiums betonte Piero Cipollone, Mitglied des Direktoriums der EZB, dass neue digitale Technologien die Möglichkeit bieten, eine integrierte europäische Kapitalmarkteinheit für digitale Vermögenswerte zu schaffen. Zentralbankgeld könnte hierbei eine entscheidende Rolle für die Gewährleistung von Interoperabilität und Integration spielen. Er hob hervor, dass die aktuellen technologischen Entwicklungen eine Chance bieten, die Fragmentierung der Kapitalmärkte zu überwinden und ein nachhaltiges digitales Finanzsystem aufzubauen, welches im besten Falle die traditionellen Strukturen der Finanzintermediation ablösen könnte.
SWIFT wird ab 2025 digitale Währungen integrieren
SWIFT, das führende internationale Zahlungssystem, plant ab 2025 'Live-Tests' für digitale Währungen anzubieten. Dies stellt einen wesentlichen Fortschritt für den internationalen Zahlungsverkehr dar, da Banken somit in der Lage sein werden, digitale Währungen zu transferieren. Die genaue Auswahl der integrierten Währungen bleibt jedoch unklar, was Spekulationen über mögliche Kryptowährungen, Stablecoins oder digitale Zentralbankwährungen anheizt. Diese Entwicklung könnte dazu führen, dass bestehende Mittelsmänner im Wertpapierhandel obsolet werden und die Effizienz von Transaktionen erheblich steigern.
Nationale Bank in Golfstaat führt strukturiertes Bitcoin-Investment ein
Die Nationalbank von Bahrain hat ein erstmals auf Bitcoin basierendes strukturiertes Finanzprodukt für die Region des Golfrats vorgestellt. Dieses Produkt zielt darauf ab, sowohl wohlhabende als auch risikoscheue Anleger für Bitcoin zu gewinnen, indem es ihnen eine limitierte Teilhabe an Kursgewinnen ohne das Risiko von Verlusten durch Preisstürze bietet. Es könnte somit neue Möglichkeiten im Bereich der Krypto-Investitionen eröffnen und richtet sich gezielt an die reiche Klientel der arabischen Halbinsel.
Worldcoin: Sam Altmans umstrittenes Projekt im Visier der Behörden
Das Krypto-Projekt Worldcoin steht unter zunehmendem Druck von Aufsichtsbehörden, die Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit und des Datenschutzes äußern. Kritiker warnen, dass das Projekt dystopische Eigenschaften annehmen könnte, besonders in Bezug auf den verwendeten Iris-Scan zur Identitätsbestätigung. Worldcoin bietet eine biometrische digitale ID an, die als 'Proof of Personhood' dienen soll und den Zugang zu verschiedenen Dienstleistungen ermöglichen möchte. Doch die massiven Datenschutzbedenken werfen ernsthafte Fragen zur langfristigen Tragfähigkeit und den ethischen Implikationen des Projekts auf.
Coinbase: Krypto-Börse entfernt nicht-MiCA-konforme Stablecoins
Coinbase hat angekündigt, dass die Plattform bis Ende des Jahres Stablecoins, die nicht den Anforderungen der europäischen MiCA-Verordnung entsprechen, aus ihrem Angebot entfernen wird. Dies könnte die Liquidität und Verfügbarkeit von Stablecoins innerhalb der EU erheblich beeinträchtigen, da Stablecoin-Emittenten eine E-Geld-Zulassung in einem EU-Mitgliedsstaat benötigen und strengen Regelungen unterliegen müssen.
„Frankfurt, wir müssen reden“: Veranstaltung zum Sport- und Tourismusstandort
In einer Diskussionsveranstaltung wurde die Entwicklung des Sport- und Tourismusstandorts Frankfurt thematisiert. IHK-Präsident Ulrich Caspar betonte die Wichtigkeit digitaler Technologien, einschließlich Blockchain, für die Steigerung der Attraktivität solcher Standorte. Insbesondere wurde die Relevanz von Investitionen in tokenisierte Assets hervorgehoben, die eine nachhaltige Wertschöpfung für die Region fördern könnten.
Unternehmen benötigen einfachere behördliche Prozesse
Die IHK Frankfurt am Main hat zusammen mit anderen hessischen Kammerorganisationen ein Weißbuch zum Bürokratieabbau an die Landesregierung übergeben. Diese Initiative zielt darauf ab, die bürokratischen Hemmnisse für Unternehmen zu verringern, um deren Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Es wird vorgeschlagen, digitale Lösungen und möglicherweise auch Blockchain-Technologien in die behördlichen Prozesse zu integrieren, um die Verwaltungsabläufe zu optimieren.
The FTX saga is finally coming to an end
Nach fast zwei Jahren des Rechtsstreits hat ein Gericht den Rückzahlungsplan von FTX genehmigt. Dieser Schritt markiert eine bedeutende Wende im Insolvenzverfahren von FTX, welches erhebliche Auswirkungen auf den Kryptowährungsmarkt hatte. Der genehmigte Plan sieht vor, dass die betroffenen Gläubiger ihre Gelder in Form von Bargeld und nicht in den ursprünglichen Krypto-Token zurückerhalten, was zu Diskussionen führte, dass FTX nie im Besitz der betreffenden Kryptos war. Es wird erwartet, dass die Rückzahlungen bis Anfang 2025 abgeschlossen sein könnten.
Wie eine Blockchain Luxusgüter wertvoller macht
Das Aura Consortium, ein Zusammenschluss führender Luxusgüterhersteller wie LVMH, Prada und Cartier, setzt Blockchain-Technologie ein, um digitale Produktnachweise für Luxusgüter zu erstellen. Diese digitale Authentifizierung könnte nicht nur die Nachverfolgbarkeit von Produkten verbessern, sondern auch den Wert der Marken steigern und das Vertrauen in die Luxusbranche erhöhen. Mit 26 Mitgliedern und insgesamt 50 vertretenen Marken adressiert das Consortium ein wachsendes Bedürfnis nach Echtheit und Transparenz in der Luxusindustrie.
US Supreme Court ermöglicht Verkauf von 69.370 konfiszierten Bitcoin
Der US Supreme Court hat entschieden, sich nicht mit dem Fall von 69.370 Bitcoin zu befassen, die im Zuge der Silk-Road-Beschlagnahmungen konfisziert wurden. Diese Bitcoins, die im Wert von 4,38 Milliarden US-Dollar geschätzt werden, könnten somit verkauft werden, was potenziell den Markt beeinflussen könnte. Dies wirft auch rechtliche Fragen bezüglich der Handhabung von Krypto-Assets auf und könnte in der politischen Diskussion zur zukünftigen Regulierung von Kryptowährungen eine Rolle spielen.
Siemens begibt Millionenanleihe auf der Blockchain
Siemens hat eine digitale Anleihe in Höhe von 300 Millionen Euro als Teil der größten Emission eines Kryptowertpapiers in Deutschland aufgelegt. Diese Emission wurde in weniger als drei Stunden durchgeführt und zeigt die wachsende Nutzung von Blockchain-Technologien im Finanzierungsbereich. Der Prozess umging die Notwendigkeit einer physischen Urkunde und wurde durch den Einsatz moderner Technologien entscheidend beschleunigt. Das Projekt kommt in Zusammenarbeit mit bedeutenden deutschen Finanzinstituten und ist Teil der 'ECB-Trials', die neue Settlement-Technologien erforschen.
Expanding Smart Contracts With SQL
Ein neuer Ansatz zur Integration von SQL in Smart Contracts könnte diese Technologie revolutionieren und ihre Anwendbarkeit in der Geschäftswelt erweitern. Durch die Verwendung von relationalen Datenmodellen und SQL-Syntax können Entwickler dynamische Abfragen durchführen und komplexe Datenmodelle effizient auf einem dezentralen Netzwerk verwalten. Dies könnte die Funktionalität und Reichweite von dezentralen Anwendungen erheblich erweitern und eine breitere Akzeptanz für Smart Contracts fördern.
HBO-Dokumentation legt nahe, dass Bitcoin-Schöpfer Satoshi Nakamoto möglicherweise Peter Todd ist
Eine neue HBO-Dokumentation mit dem Titel "Money Electric: The Bitcoin Mystery" deutet darauf hin, dass der kanadische Softwareentwickler Peter Todd der mysteriöse Schöpfer von Bitcoin, Satoshi Nakamoto, sein könnte. Obwohl Todd diese Behauptung als "lächerlich" abgetan hat, enthält der Film Interviews mit mehreren einflussreichen Persönlichkeiten der frühen Bitcoin-Entwicklung und stützt sich auf indirekte Beweise, die Todd mit den Anfängen von Bitcoin in Verbindung setzen. Die Identität von Nakamoto bleibt eine der größten Rätsel in der Kryptowelt, da die damit verbundenen Wallets etwa eine Million Bitcoin halten, die über 62 Milliarden Dollar wert sind.
Kryptobörse FTX-Rückzahlungen genehmigt
Ein US-Gericht hat einem Abwicklungsplan der zusammengebrochenen Kryptobörse FTX zugestimmt. Kunden erhalten rund 16 Milliarden Dollar zurück, was mindestens 118 Prozent des Wertes ihrer Konten aus dem November 2022 entspricht. Trotz dieser Rückzahlung sind viele Kunden enttäuscht, da sie den Aufschwung der Kryptopreise seit dem Markt-Tiefpunkt 2022 verpasst haben. Einige fordern höhere Rückzahlungen, die den jüngsten Anstieg der Werte berücksichtigen.
Strategische Einwertung:
Seit 2009 haben Kryptowährungen - zumindest in der Wahrnehmung - zunächst den Bereich Zahlungsverkehr angegriffen. Der ursprüngliche Use-Case war simpel: Man sollte seinen Espresso mit Bitcoin überall auf der Welt bezahlen können - und zwar peer-to-peer ohne Einbindung von Banken, Zahlungsdienstleistern oder ähnlichen Intermediären. Anschließend wuchs die Erkenntnis, dass Remittance Payments ein weiteres Anliegen sei, das durch Bitcoin und Co. gelöst werden könnte – wenn zum Beispiel ein Migrant aus London Geld spart und an seine Familie in Afrika oder Südostasien schicken wollte, boten Kryptowährungen eine wesentliche einfachere, schnellere und vor allem günstigere Lösung für dieses Kundenbedürfnis. Die Wahrnehmung von Bitcoin und co. erweiterte sich also vom Bereich Zahlungsverkehr in den Bereich des grenzübergreifenden, internationalen Zahlungsverkehrs. Vom Verständnis her, blieb es aber in dem Anwendungsfall “Geld”, was durch das Wort “Währungen” in Kryptowährungen noch verstärkt wurde.
Selbst Experten ritten jahrelang auf dem Vergleich zwischen Bitcoin vs. Geld herum. Also konkret ob und wie gut sich Bitcoin in den bekannten Kriterien schlägt:
Tauschmittel: Vereinfacht den Handel.
Recheneinheit: Ermöglicht den Vergleich von Werten.
Wertaufbewahrungsmittel: Erlaubt das Sparen für später.
Heute haben wir zum Glück ein viel differenzierteres Verständnis. Blockchain ist nicht mehr nur eine Währung, sondern eine digitale Infrastruktur. Projekte wie die Blockchain-Anleihe von Siemens oder die geplanten Integrationen digitaler Währungen durch SWIFT zeigen, dass große Finanzinstitute Blockchain längst als strategische Technologie erkannt haben – etwas, das sie nicht nur in ihre Geschäftsstrategien einbeziehen, wenn nicht sogar bereits implementieren.
Die Reise von digitalen Währungen führt uns auch zum Thema digitale Identitäten, wie das umstrittene Worldcoin-Projekt zeigt. Selbst das Drama um FTX klärt sich langsam auf. Letztlich war das Problem nicht die Technologie oder die Kryptowährungen selbst, sondern schlechtes Management und miserable Governance. Interessant ist nach den endlosen Monaten der emotionalen und dramatischen Berichterstattung mit entsprechenden Kursbewegungen, dass viele Anleger sogar mehr Geld zurückbekommen, als sie investiert hatten. Wie der Volksmund so schön sagt: „Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“
Es ist ermutigend zu sehen, dass Blockchain nicht mehr nur ein Währungs- und Finanzthema ist, das fälschlicherweise in den Bereich Zahlungsverkehr geschoben wird. Branchen wie der Konsumgütersektor entdecken die Technologie für ihre eigenen Anwendungen. Das zeigt, dass es nicht nur um Finanzinnovation geht, sondern um neue Geschäftsmodelle und digitale Lösungen, die etablierte Unternehmen bereits aktiv in ihre Produkte und Services einbinden.
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